Veröffentlicht am: 10. September 2025
Keine festen Arbeitszeiten, keine Stechuhr, kein Kontrollmechanismus. Vertrauensarbeitszeit gilt als Symbol für Autonomie und moderne Unternehmenskultur. Doch wo klare Strukturen fehlen, verschwimmen schnell die Grenzen zwischen Job und Freizeit. Die Folge kann eine erhebliche gesundheitliche Belastung sein.
Wenn Freiheit zur Belastung wird
Viele Beschäftigte mit Vertrauensarbeitszeit arbeiten länger als vereinbart, ohne dass ihre Mehrarbeit dokumentiert wird. Studien der Hans-Böckler-Stiftung zeigen:
- 40 Prozent der Betroffenen leisten regelmäßig Überstunden.
- Nur 18 Prozent erfassen diese verlässlich.
- Beschäftigte ohne Zeiterfassung haben ein erhöhtes Risiko für Burnout-Symptome.
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) warnt vor Risiken, wenn Arbeitszeit und Freizeit nicht klar getrennt werden. Mögliche Folgen sind Schlafstörungen, Dauerstress und Erschöpfung.
Klare Strukturen als Schutz
Experten betonen: Vertrauensarbeitszeit funktioniert nur mit Orientierung. Gemeint ist keine Rückkehr zur klassischen Stechuhr, sondern eine niedrigschwellige Zeiterfassung, die Transparenz schafft, ohne Kontrolle auszuüben.
Sie hilft dabei:
- Überlastungen sichtbar zu machen
- Pausen bewusst zu fördern
- Planungen realistisch zu gestalten
Methoden wie die Pomodoro-Technik – 25 Minuten Arbeit, fünf Minuten Pause – sind praktische Ansätze, um gesunde Routinen zu etablieren. Digitale Tools unterstützen, indem sie Zeiten dokumentieren und an Pausen erinnern.
Fazit: Vertrauen braucht Regeln
Vertrauensarbeitszeit kann ein Gewinn für Mitarbeitende und Unternehmen sein, wenn klare Strukturen den Rahmen bilden. Das EuGH-Urteil von 2019 zur Zeiterfassungspflicht unterstreicht diese Notwendigkeit.
Es bedeutet keinen Rückschritt, sondern die Chance auf:
- mehr Gesundheit
- mehr Fairness
- nachhaltigere Leistung
und das alles, ohne die Idee von Freiheit aufzugeben.

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